Aufgrund der sehr dynamischen Baupreisentwicklung, insbesondere bedingt durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie im Jahr 2021, musste die Wirtschaftlichkeit des Projektes Zell-Barl neu bewertet werden. So sind die von den beauftragten Planungsbüros kalkulierten Baukosten in der Zeit von Mai 2021 bis Dezember 2021 von 5,4 auf 6,5 Mio. € gestiegen.
Vor diesem Hintergrund musste die ursprünglich für Dezember 2021 geplante Bauausschreibung gestoppt werden. Seitens der Kreiswerke wurde ein Sanierungsplan erstellt, um eine Projektumsetzung dennoch zu ermöglichen. In diesem Zuge wurden alle Anschlussnehmer aus Zell-Barl im Rahmen einer Bürger-Info-Veranstaltung und im Nachgang auch schriftlich über die neue Situation informiert. Gleichzeit erhielt jeder Anschlussnehmer ein neues Angebot in Form eines Änderungsvertrages. Konkret wäre die Projektumsetzung weiterhin möglich gewesen, wenn jeder Anschlussnehmer eine monatliche Mehrbelastung in Höhe von rd. 50 € akzeptiert hätte.
Trotz persönlicher Einzelberatungen und erneuter Kontaktaufnahme nach Beginn des Ukrainekrieges unterzeichneten letztlich nur 73% der Anschlussnehmer den Änderungsvertrag. Dies ermöglicht leider weder aus wirtschaftlichen Gründen, noch hinsichtlich der erforderlichen Anschlussdichte, eine Projektumsetzung. Auch die begleitende Neukundenakquise konnte dieses Ergebnis nicht wesentlich verbessern.
Erschwerend kommt hinzu, dass der Finanzierung noch die zum Zeitpunkt der Konzeption gültige, durch das Klimapaket des Bundes mittlerweile aber überholte, alte Förderkulisse zugrunde liegt. Das neue „Bundesprogramm energieeffiziente Wärmenetze“ (BEW) liegt derzeit noch zur Notifizierung bei der EU und ist somit noch nicht in Kraft getreten. Unabhängig davon wäre ein Programmwechsel im lfd. Projekt nicht möglich. Stattdessen müsste ein neues Netzkonzept erstellt werden, also eine komplette Neuplanung erfolgen. Dies lässt sich unter Berücksichtigung des Akquiseergebnisses und des erheblichen Zeitbedarfs leider nicht realisieren.
Die Kreiswerke bedauern die Beendigung des Projektes, zumal das unterbreitete Angebot nicht nur aus ökologischen Gründen, sondern auch wirtschaftlich im Vergleich zu dezentralen Alternativen attraktiv war. Gerade jetzt, wo die Versorgungssicherheit durch den Ukrainekrieg gefährdet ist und der Preis für fossile Energien voraussichtlich langfristig auf einem hohen Niveau liegt, hätte das regionale Erzeugungs- und Versorgungskonzept der Nahwärme langfristig Stabilität und Unabhängigkeit von geopolitischen Entwicklungen und steigenden Energiepreisen liefern können.
Weiterhin bedanken sich die Kreiswerke bei den Anschlussnehmern von Zell-Barl, die dem Projekt auch weiterhin die Treue halten wollten, den Mitgliedern des ehrenamtlichen Arbeitskreises, die sich durch das hohe Engagement vorbildlich für die Projektrealisierung eingesetzt haben und der Stadt Zell, die über die Bereitstellung eine städtischen Grundstücks einen erheblichen Anteil an einer erfolgreichen Projektumsetzung gehabt hätte.
Natürlich werden die bisherigen Teilnehmer am Projekt nicht im Stich gelassen. Für die individuelle Erneuerung der Heizungsanlage stehen die Kreiswerke, Eigenbetrieb Klima & Energie, in Kooperation mit dem Verein „Unser-Klima-Cochem-Zell e. V.“ und der Energieberatung der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz beratend zur Seite.