Schulzentrum Cochem


    Das Martin-von-Cochem Gymnasium und die Realschule Cochem liegen in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander im Moselsteilhang nördlich der imposanten Reichsburg in Cochem. Beide Schulen befinden sich in der Trägerschaft des Landkreises.
    Energetisch betrachtet stellen sie aufgrund ihrer räumlichen Nähe und ihres hohen Energieverbrauchs eine Wärmeinsel dar. Jede Schule verfügte über eine eigenständige Heizanlage. Die neue Heizzentrale befindet sich im Kellergeschoss des Gymnasiums. Von dort aus wird die Wärme über ein ca. 200 m langes Nahwärmenetz in die höher gelegene Realschule verteilt.
    In den Jahren 2003/2004 stand der Austausch der veralteten Gasheizung an und da der Landkreis bereits positive Erfahrungen mit der Errichtung einer Pelletheizung in einer Förderschule (Astrid-Lindgren-Schule in Dohr) gesammelt hatte, wurde auch in Cochem über eine Heizung auf Biomassebasis nachgedacht und die Transferstelle Bingen (TSB) mit der Durchführung einer Machbarkeitsstudie beauftragt. Das Ergebnis der Studie zeigte, dass in der Schule ein wirtschaftlicher Betrieb einer Holzhackschnitzelheizung möglich ist.
    Der Waldreichtum des Landkreises (48,80%) und der hohe Anteil ehemaliger Eichenniederwälder nahe des Moseltals, die bisher kaum wirtschaftlich genutzt werden, bieten ebenfalls gute Vorraussetzungen für eine lokale Energieholznutzung.


    Maßnahmen

    Nachdem der Kreistag der Errichtung einer Hackschnitzelheizung zugestimmt hatte, wurde ein regionales Ingenieurbüro mit der Ausschreibung für die Heizungsanlage und die erforderlichen Umbaumaßnahmen beauftragt. Die Ausschreibung erfolgte europaweit, aber um eine möglichst hohe regionale Wertschöpfung zu erzielen, wurde festgelegt, dass 70% der benötigten Jahreswärmemenge an Hackschnitzeln zur Verfügung gestellt werden müssen. So schaffte es schließlich ein einheimischer Heizungsbauer, nicht zuletzt aufgrund seines guten Logistikkonzepts, die Ausschreibung zu gewinnen. Im Herbst 2005 wurde die neue Heizungsanlage in Betrieb genommen.
    In der vorhandenen Heizzentrale wurde ein Biomassekessel mit 650 kW Wärmeleistung installiert. Durch die installierte Abgaswärmerückgewinnung können zusätzliche 50 kW erreicht werden. Bei evtl. auftretenden Störungen bzw. starken Temperaturschwankungen kann die Schule auf eine herkömmliche Gasheizung zurückgreifen.
    Eine besondere Herausforderung war die Planung und der Bau des erforderlichen Lagerraums aufgrund der Steillage und der sehr beengten Platzverhältnisse. Das Hackschnitzellager wurde direkt an die Wärmezentrale vor dem Schulgebäude errichtet. Da sich das Lager größtenteils im Erdreich befindet, ist es sehr unauffällig und kann von außen durch eine verschiebbare Dachluke mit Hackschnitzeln befüllt werden. Das Lager fasst ungefähr 140 srm. Bei Volllast, z.B. an kalten Wintertagen, reicht diese Menge für ca. sechs Tage.
    Über 90% der verfeuerten Holzhackschnitzel stammen aus Staats-, Gemeinde- oder Privatwaldbeständen des Forstamtes Cochem. Die Bereitstellung der Hackschnitzel erfolgt im Auftrag des Forstamtes durch staatliche oder kommunale Waldarbeiter bzw. durch Holzeinschlagunternehmer. Nach einer ein- bis zweijährigen Lagerzeit im Wald wird das Holz zum Kremerhof in Cochem-Brauheck transportiert. Dort wird das Holz von einem Cochemer Landwirt gehackt und in einem Zwischenlager auf einen Wassergehalt von 25% herunter getrocknet. Die Lagerhalle beim Landwirt fasst 1.300 srm, so dass eine ausreichende Vorratshaltung möglich und die Versorgung mit Hackschnitzeln gesichert ist. Vom Kremerhof aus werden die Hackschnitzeln auf landwirtschaftlichen Anhängern zur Heizungsanlage transportiert.


    Ergebnis

    Die Schule verbraucht im Jahr rund 1.800 MWh an Wärme pro Jahr. Das entspricht einem durchschnittlichen Verbrauch von ca. 2.500 m³ Hackschnitzel pro Jahr. Im Vergleich zur früheren Gasheizung werden durch die CO2 neutrale Verbrennung der Holzhackschnitzel bis zu 350 t CO2 pro Jahr eingespart. Die Schule spart bis zu 38.000 € pro Jahr an Heizkosten. Da sowohl das Forstamt Cochem als auch der Contractor für die tatsächliche Wärmelieferung (MWh) bezahlt werden, sind beide an einer guten Qualität der Holzhackschnitzel und einem effizienten und reibungslosen Betrieb der Anlage interessiert. Insgesamt verbleibt durch das Cochemer Modell fast die gesamte Wertschöpfung unmittelbar in der Region. Die Energieholzbereitstellung aus Waldflächen der kommunalen Liegenschaften gewährleistet einen stetigen regionalen Geldkreislauf in der kommunalen Energieversorgung von der Wärmegewinnung in die Waldbewirtschaftung und vom Energieholzverkauf in die kommunale Energieversorgungsinfrastruktur.
    Die Kosten für die Bereitstellung der Holzhackschnitzel gliedern sich wie folgt:



    Außerdem werden in jeder Stufe des Bereitstellungsprozesses heimische Arbeitsplätze etabliert und langfristig gesichert.


    Finanzierung

    Die gesamte Heizungsanlage hätte bei Eigeninvestition inklusive dem Anbau des Hackschnitzellagers rund 350.000 € gekostet. Die Finanzierung erfolgte jedoch über ein Contracting, d.h. ein Contractor hat die gesamten Investitionskosten übernommen und verkauft der Schule die produzierte Wärme und refinanziert so die Anlage. Außerdem übernimmt der Contractor auch die Wartung und Instandhaltung der Heizungsanlage.
    Vertraglich wurde zwischen dem Landkreis und dem Contractor ein Wärmeabnahmevertrag mit einer Laufzeit von 20 Jahren ausgehandelt. Gleichzeitig schloss der Contractor mit dem Cochemer Forstamt einen Holzliefervertrag, ebenfalls mit einer Laufzeit von 20 Jahren, ab. Diese lange Laufzeit bietet allen Akteuren ein Höchstmaß an Planungssicherheit, so dass langfristige Investitionen möglich sind, die auch von den örtlichen Banken unterstützt werden.

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